Ehre Gott in den Höhen, und auf Erden Friede, an den Menschen Wohlgefallen.

Wo aber ist der Friede? wo das Wohlgefallen? wo die Ehre?

Zwei Tausend Jahren sind vergangen seit dem Engelslob, der Friedensverkündigung! Und was sehen wir auf Erden?

Kein Friede. Allein nur Zwist, Kriege, die Ermordung Ungeborener, Brudermord, Terrorismus, Hass, Bosheit. Und das keineswegs nur in der weltlichen Gesellschaft, nein – sogar in der Kirche sehen wir Spaltungen unter den vermeintlichen Christen die angeblich ein und denselben Gott verherrlichen!

Gerissen sind die Bande zwischen Konstantinopel und der Russischen Kirche, Wankelmut in Hellas und Alexandrien. Die Ukraine leidet, Amerika herrscht… Und das nahtlose Gewand Christi wird zerrissen. Zerrissen wird auch unser Herz, wenn politische Spiele die göttliche Wahrheit und Gerechtigkeit überschatten, wenn die Menschengefälligkeit Oberhand gewinnt über das, was gottgefällig ist… Wie soll man den Worten der Engel glauben, den Worten der Heiligen Schrift?

Solches geschieht, weil unsere Gesellschaft wesenhaft nicht gottmenschlich, sondern teufels-menschlich ist. Gottvergessen wendet sie sich ab von der einzigen Quelle des Lebens, und des Friedens, und der Liebe, und der Gerechtigkeit, und der Wahrheit. Wir erinnern uns an die Worte des Psalmisten: „Siehe, deine Feinde tönten, und die dich hassen, erhoben ihr Haupt“. Und seinen Aufschrei danach: „Hilf uns, Gott, unser Erretter, um der Herrlichkeit Deines Namens willen!“. Welchen Widerhall findet dieser Ruf in unseren eigenen Herzen?

Können wir uns für die rechtmäßigen Erben des wahren Volkes Gottes halten? Lebt denn in uns der reine Glaube, die feste Hoffnung auf Gott? Sind in uns unbesiegbar: die Liebe zu Gott und dem Nächsten, die Treue zu den Geboten Gottes – zu allen, ohne Ausnahme?

Wer meine Gebote hat und sie hält, jener ist es, der mich liebt, – sagt in der Abschiedsrede unser Herr Jesus Christus zu seinen Jüngern.

Und weiter: Frieden hinterlasse ich euch, Frieden gebe ich euch!

Die ersten Worte mit denen Christus den Aposteln nach seinem Kreuzestod und der Auferstehung begegnet sind dieselben: Friede euch. Bevor er die Apostel in alle Welt sandte, gebot der Herr ihnen auch bereits, Frieden einer jeden Stadt und einem jeden Hause zu spenden.

Aber auch jetzt nimmt der Herr seinen Frieden nicht von uns! Er ist bereit, einem jeden Menschen wahren Frieden zu schenken, der ihn mit ganzer Seele annehmen will. Und deshalb, wenn wir wahrhaft Kinder Christi sind, kann niemand uns Seines Friedens berauben – weder uns selbst, noch sonst jemanden. Der Herr ist stets bereit durch friedensliebende Christen Seinen Frieden in die gesamte äußere Welt auszubreiten – und so jeglichen Streit vom Antlitz dieser Erde zu tilgen.

Indes, diese Welt ist voll von Menschen die sich dem Einen Friedensspender nicht unterordnen wollen. Schlimmer noch: viele wagen es, sich Christus zu nähern, in dem sie mit ihren Lippen Frieden und Liebe bekennen, tatsächlich aber weit entfernt sind von Gottes Wahrheit. In unseren Tagen sehen wir sogar solche, die sich mit dem Namen Christi schmücken, aber zur gleichen Zeit die Ränke der Feinde Gottes im Kampf gegen seine heilige Kirche unterstützen.

Wie sollen wir darauf antworten?

Durch den Erwerb wahren Friedens in unseren Seelen, durch das Streben treue Kinder Christi zu sein, und dies nicht mit Worten allein, sondern mit unseren Werken: Werken der Gerechtigkeit, Werken der Liebe – und durch den Frieden in der Seele, die erfüllt ist mit der Liebe zu Christus und zum Nächsten. Das ist auch der Weg zum Frieden auf Erden, das ist der Schlüssel zum Wohlgefallen unter den Menschen: Die menschliche Seele findet ihre Ruhe einzig nur dann, wenn sie sich ganz dem Herrn Christus ausliefert, sich überantwortet durch Glauben, Liebe, Hoffnung, Gebet, Fasten, Demut, Sanftmut (hl. Justin von Celije).

Geboren in Bethlehem, hat der Herr Christus uns diesen Weg der Wahrheit gewiesen. Also können auch wir jetzt, am lichten Fest der Geburt Christi, freimütig den inneren Frieden aus Seinen allerreinsten Händen empfangen, und sodann, indem wir uns fest an Seine Wahrheit halten, diesen Frieden weitergeben an die äußere Welt, in der wir leben.

+MARK

Metropolit von Berlin und Deutschland

Berlin-München, Weihnachten 2019