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Ein Ableger der Druckerbruderschaft von Ladomirova

Unter den ca. 5. Mio. russischen Flüchtlingen, die 1945 nach Deutschland kamen, befanden sich auch die Mönche des Klosters zu Ehren des hl. Hiob von Počaev, die aus Ladomirova (Ostslowakei) evakuiert worden waren. Das Kloster in Ladomirova war im Jahre 1923 von Archimandrit Vitalij (Maksimenko, später Erzbischof von Ostamerika und New Jersey) gegründet worden und unterstand der Auslandskirche. Dem Kloster gehörten in der Zwischenkriegszeit etwa 30 Mönche an, die eine Druckerei mit Verlag gegründet hatten, in denen ein Großteil des kirchlichen Schrifttums der Auslandskirche gedruckt wurde, darunter die Zeitschriften „Pravoslavnaja Rus’“ (Orthodoxe Rus’ – seit 1926) und „Pravoslavnyj Put’” (Der Orthodoxe Weg – seit 1939) und der „Pravoslavnyj Kalendar’” (Orthodoxer Kalender – seit 1926), die bis heute erscheinen und seit 1947 vom Dreieinigkeitskloster in Jordanville (NY – Vereinigte Staaten) gedruckt werden. Angesichts des Vorrückens der sowjetischen Truppen entschloss sich die Mehrheit der Mönche zur Evakuierung mit deutscher Hilfe, da das Kloster seit 1941 zur deutschen Diözese gehörte.

Die Münchner Gründerbruderschaft

Die Münchner Gründerbruderschaft

Nur sechs Mönche blieben in Ladomirova. Das Kloster wurde 1946 gewaltsam geschlossen. Zur Gruppe der evakuierten Mönche gehörten zunächst 32 Personen, weitere Mönche aus Russland schlossen sich der Gruppe an, die schließlich auf 49 Mönche anwuchs.

In Deutschland wurden sie zunächst auf verschiedene Flüchtlingslager verteilt. Die größte Gruppe – 16 Mönche – ging zusammen mit Metropolit Anastasij nach Genf, wo sie bis April 1946 blieb.

Die Nachkriegsjahre

Mit der Begründung und Leitung des Hiob-Klosters in München wurde Archimandrit Iov (Leont’ev) betraut. Mit Unterstützung der US-Militärregierung wurde in München-Obermenzing ein geeignetes Gebäude gefunden und angemietet – ein ehemaliges Jugendheim, das zum Kriegsende ausgeplündert und verwüstet zurückgeblieben war. Zur Gründerbruderschaft gehörten sieben Mönche. Trotz der fast unüberwindlichen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Baumaterial gelang es der Bruderschaft innerhalb kurzer Zeit, Klosterzellen und einen Speisesaal zu errichten und das Dachgeschoß auszubauen. In einem Flügel fand die Kirche zu Ehren des hl. Hiob von Počaev ihren Platz, die bereits zum Patronatsfest am 28. August (10. September) 1946 eingeweiht werden konnte. Die Ikonostase wurde von Mönchspriester Kiprian im altrussischen Stil gemalt. Vater Kiprian – er malte schon in den 30er Jahren als junger Mönch im Ladomirover Kloster Ikonen – gehörte zu den bedeutendsten Ikonenmalern der Auslandskirche und lebte seit 1947 im Jordanviller Dreieinigkeitskloster (USA).
Die Ikonen für die Münchner Kloster-Ikonostase malte Vater Kiprian in Genf und schickte sie von dort nach München. Auch die Wände der Kirche wurden von den Mönchen mit Fresken und biblischen Darstellungen ausgemalt. Die kleine Kirche mit ihren Heiligtümern bildet heute eine kunstgeschichtliche Sehenswürdigkeit im Münchner Raum.
Die Münchner Bruderschaft wuchs bis Ende 1947 auf insgesamt 32 Personen an, die Hälfte davon waren Laien. Die unsichere politische Lage in Deutschland und die wirtschaftliche Notlage führte dann zur Auswanderung der meisten Brüder aus Deutschland: Allein 18 Mitbrüder der Hiob-Bruderschaft schlossen sich dem Dreieinigkeitskloster in Jordanville an, weitere Mönchsgruppen gingen nach Palästina, Frankreich, England, Kanada und Südamerika, wo sie neue Klöster gründeten. Auch die wirtschaftliche Not der Münchner Bruderschaft, die von dem kleinen Grundstück des Klosters nicht leben konnte, zwang Mitbrüder zur Emigration: allein sechs Mönche gingen nach Frankreich, um hier Klöster zu gründen, weitere übernahmen die Betreuung von Gemeinden in Übersee.

Die 50-70er Jahre

Trotz eigener materieller Not leisteten die Mönche auch sozial-karitative Arbeit: es gab einen kostenlosen Mittagstisch für bedürftige Flüchtlinge, auch Kleiderspenden linderten deren Not. Dabei spielte die Nationalität keine Rolle: unter den Empfängern befanden sich nicht zuletzt viele Deutsche. Trotz großer Schwierigkeiten gelang die Errichtung einer neuen Druckerei, deren Maschinen zunächst allerdings noch aus der Zeit vor dem I. Weltkrieg stammten. Die Druckerei arbeitete bis zum Jahre 1977, dann musste die Produktion angesichts der Überalterung der Mitarbeiter eingestellt werden. Insgesamt waren von der Bruderschaft in diesen Jahren ca. 200 Bücher, Broschüren und Zeitschriften gedruckt worden, fast ausschließlich russische und kirchenslawische Titel.

Wiederbelebt wurde auch die Tradition der Priesterausbildung. Eigene Priesterkurse gab es in den 50er Jahren unter Leitung des Erzpriesters Vasilij Vinogradov, der in den 20er Jahren noch in der Kanzlei des Patriarchen Tichon gearbeitet hatte. Der gesamte Kurs umfasste 330 Unterrichtsstunden, 33 Personen nahmen teil. In den 50er Jahren fanden im Kloster mehrmals „Treffen für orthodoxe Deutsche und Freunde der Orthodoxie” statt. Ziel dieser Treffen war es, durch Gottesdienste in deutscher Sprache und Vorträge über die orthodoxe Lehre und Traditionen die Kenntnisse über die Orthodoxe Kirche zu vertiefen. An diesen Sitzungen, die mehrere Tage dauerten, nahmen jeweils bis zu 50 Hörer teil. Die „Treffen” fanden in den 70er Jahren eine Fortsetzung im Frankfurter „Seminar für orthodoxe Spiritualität”, wurden dann in den 80er Jahren zunächst wieder im Kloster und dann an der Münchener Kathedralkirche der hll. Neumärtyrer und Bekenner Russlands fortgesetzt.

Die Leitung des Klosters lag von 1966 bis 1980 bei Bischof -– und später Erzbischof – Nathanael (L’vov). Seit seiner Wiederbegründung im Jahre 1946 unterstand das Kloster als „Stauropegiales Kloster” direkt dem Ersthierarchen der Auslandskirche. Es wurde daher auch vom Bischofsynod materiell unterstützt. Seit 1981 untersteht das Kloster der deutschen Diözese.

Ein Neubeginn mit athonitischer Regel

Im Jahre 1980 siedelte Bischof (heute Erzbischof) Mark mit seiner Bruderschaft in das Münchner Kloster über und erneuerte es nach der athonitischen Regel. Im Laufe von 10 Jahren wurde das Gebäude und die Kirche vollständig renoviert und ausgebaut. Auch äußerlich wurde es zum Teil umgestaltet: ein neuer Eingang mit Turm und Kreuzen und ein größerer Zwiebelturm auf dem Dach der Kirche vermittelt nun auch äußerlich den Eindruck eines russischen Klosters. Die alte Druckerei wurde durch moderne Technik und Maschinen ersetzt. Im Keller wurde eine Kerzengießerei installiert, die seitdem den gesamten Bedarf der Diözese deckt und zugleich die wirtschaftliche Grundlage des Klosters bildet, da heute alle Gemeinden ihre Kerzen hier bestellen.
Die umfangreichen Sanierungsarbeiten, wie auch die Modernisierung der Druckerei wurde von deutschen staatlichen Stellen gefördert und unterstützt. Durch den Umbau entstanden auch Gästezimmer, so dass Pilger aufgenommen werden können, die am Klosterleben und den Gottesdiensten teilnehmen wollen. Von 1982 bis 1994 fanden jährlich im Dezember Jugendseminare statt, an denen bis zu 70 Personen teilnahmen. Seit den 80er Jahren wurde auch die Ausbildung von Kandidaten für das Priesteramt wieder aufgenommen, um dem Priestermangel abzuhelfen. Da an geregelte Priesterkurse nicht zu denken war, sollten Kandidaten unter individueller Anleitung des Bischofs in Verbindung mit Fernstudien ihre Grundausbildung erhalten, die während der Ausbildung und nach der Weihe zum Priester durch regelmäßige Teilnahme an den täglichen Klostergottesdiensten vertieft werden sollte. Durch diese Maßnahmen konnten allein in den 80er Jahren mehr als ein Dutzend Priester und Diakone geweiht werden. Auch für Besucher aus Russland, Weißrussland und der Ukraine gewinnt das Kloster seit der Wende immer mehr an Bedeutung: Es ist zur Begegnungsstätte zwischen der früheren Emigration und orthodoxen Gläubigen aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks geworden.

Die Gegenwart
Heute entwickelt sich die Bruderschaft lebendig weiter und geht neben dem Verlag einer Vielzahl von Beschäftigungen nach wie: Kerzenziehen, Weihrauchherstellung, Silberschmiedekunst, Imkerei, aber auch Religionsunterricht und Erwachsenenkatechese.
Das Kloster hat – nicht zuletzt durch seine Druckerei und sein Verlagswesen – weitreichende Bedeutung erlangt. Nicht nur für Orthodoxe und Interessierte aus Deutschland, sondern für die gesamte russische Diaspora Westeuropas ist es zu einem geistlich-religiösen Zentrum geworden.

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